Würzburg: Schulbürgermeisterin nicht überzeugt von Luftfiltern in Klassenzimmern
Die Klassenzimmer in den Schulen der Stadt Würzburg bleiben wohl weiter ohne mobile Luftfilter. Der Nutzen stehe in keinem Verhältnis zur Anschaffung und den Folgekosten – das sagte Würzburgs Schulbürgermeisterin Judith Jörg im Gespräch mit unserer Redaktion. Es sei zudem nicht endgültig nachgewiesen, wie gut mobile Luftfiltergeräte tatsächlich vor Corona-Viren schützen. Kurzfristig bevorzuge sie die bestehenden Hygieneregeln. Längerfristig müssten aufwändige Luftfiltersysteme in Klassenzimmer installiert und eingebaut werden – das könne aber niemals innerhalb der Sommerferien geschehen.
So ist die Situation in den Landkreisen Würzburg und Kitzingen
Ähnlich läuft es im Landkreis Würzburg: auch hier setzt man zunächst eher auf Lüften als auf mobile Luftfilter. Landrat Thomas Eberth erklärte unserer Redaktion, man habe für dezentrale Be- und Entlüftungsanlagen der landkreiseigenen Schulen einen Fördermittelantrag beim Bund gestellt. Sollten Fördermittel bewilligt werden, sei zunächst eine europaweite Ausschreibung erforderlich. Dass dieses Verfahren und auch der anschließende Einbau der Anlagen allerdings bereits bis zum Beginn des neuen Schuljahres 2021/22 abgeschlossen ist, bezweifelt Eberth. Er erklärte außerdem: Sollte der Landkreis alle Schulen mit diesen Be- und Entlüftungsanlagen ausstatten, rechne man mit monatlichen Stromkosten in Höhe von 16.000 Euro.
Die Landkreisschulen in Kitzingen (Gymnasium Kitzingen, Gymnasium Marktbreit, Realschule Dettelbach, Realschule Kitzingen) dagegen erhalten für ihre 5. und 6. Klassen solche Geräte. Das erklärte das Landratsamt auf Anfrage. Die Kosten von etwa 90.000 Euro streckt der Landkreis vor. Noch seien die genauen Förderkriterien des Freistaats Bayern unbekannt und auf die Fertigstellung dieser Richtlinien wolle man aber nicht warten, um keine Zeit zu verlieren. Deshalb kümmert man sich bereits jetzt um die Beschaffung der Geräte. Der Landkreis Kitzingen konzentriert sich dabei zunächst auf die 5. und 6. Klassen, da für diese Altersgruppen noch kein Impfstoff zugelassen ist.
Freistaat würde Luftfilter fördern
Der Freistaat hatte Anfang der Woche ein Förderprogramm über 190 Millionen Euro aufgelegt. Beim Kauf von mobilen Luftfiltern wird die Hälfte der Kosten übernommen. Ministerpräsident Markus Söder hatte sich erst am Dienstag in einer Pressekonferenz für den Einbau solcher Luftfilter in den Klassenzimmern stark gemacht. Lüften allein sei für die Zeit nach den Sommerferien keine Lösung.
Im Winter war in Würzburg schon einmal über das Thema Luftfilter diskutiert worden. Laut Judith Jörg würde ein einzelnes mobiles Gerät bis zu 4.000 Euro kosten – bei 1.000 Klassenzimmern in Würzburg würden sich die Kosten auf bis zu vier Millionen Euro belaufen. Auch wenn der Freistaat die Hälfte finanzieren würde, wäre der Schulbürgermeisterin der Preis von zwei Millionen Euro zu hoch für Geräte, deren Nutzen noch nicht vollständig erwiesen wurde.
Die Stadtrat wird sich am 20. Juli noch einmal mit dem Thema beschäftigen. Auch, weil die SPD die Anschaffung solcher mobiler Luftfilter fordert.
Die CSU fordert in einem Antrag, dass die Anschaffung der Luftfilter zuerst auf mehrere Faktoren geprüft werden müsse - unter anderem Kosten, Folgekosten und Umsetzungsdauer.