Unterfranken: Ausbildungsmarkt kämpft mit Krisen
Der Ausbildungsmarkt in Unterfranken hat weiter mit Krisen zu kämpfen. Neben den Nachwehen der Corona-Pandemie spielt auch der demographische Wandel eine immer größere Rolle, so die Handwerkskammer für Unterfranken.
So sei die Zahl der Schulabgänger in den letzten Jahren um 8 bis 9 Prozent zurückgegangen. Bedeutet: die Zahl der potenziellen Azubis sinkt schon bevor die Entscheidung zwischen Ausbildung, Studium oder Selbstfindung fällt.
2530 Menschen haben im vergangenen Jahr in Unterfranken eine Ausbildung begonnen, das sind 1,4 Prozent weniger als noch im Vorjahr. 1.000 Lehrstellen blieben unbesetzt.
Für den Ausbildungsbeginn im September 2023 stehen bereits jetzt 2.000 Ausbildungsplätze im Handwerk in der Region bereit. Das zeige laut HWK die Bereitschaft der Betriebe Nachwuchs auszubilden.
Andere Länder
115 Menschen, die aus einem der zehn Länder mit der höchsten Fluchtquote kommen, haben im vergangenen Jahr eine Ausbildung im unterfränkischen Handwerk begonnen. Das entspricht einem Anteil von 4,5 Prozent und einem Rückgang um 2,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
Positiv sei, dass das Handwerk in der Region insgesamt sehr international aufgestellt sei. So stammen die rund 7.000 Menschen, die derzeit in der Region eine Ausbildung im Handwerk machen, aus insgesamt 63 Nationen.
Passt eher nicht
Die jährliche Erhebung zeigt, dass rund 12 Prozent der Menschen, die eine Handwerksausbildung beginnen, diese nicht beenden. Dabei ist die Zahl der Azubis, die die Ausbildung abbrechen oder gar nicht erst antreten etwa genauso hoch, wie die Zahl der Fälle, in denen der Betrieb merkt, dass es nicht passt und das Ausbildungsverhältnis kündigt.
Tag des Handwerks
Seit diesem Jahr sind die weiterführenden Schulen in Bayern verpflichtet, einen sogenannten Tag des Handwerks durchzuführen. Dieser soll sicherstellen, dass jedes Kind einmal in seinem Schulleben mit dem Handwerk in Berührung kommt.
Wie die Schulen diesen Tag gestalten, ist ihnen dabei weitestgehend selbst überlassen. Rahmenbedingungen legen aber fest, dass die Schülerinnen und Schüler in der Jahrgangsstufe, in dem das Thema Ausbildung und Berufsleben behandelt wird, mindestens vier Schulstunden mit einem handwerklichen Betrieb verbringen.
Dabei soll der Fokus auf der praktischen Arbeit liegen. Zu welchem Zeitpunkt im Jahr der Tag des Handwerks aber stattfindet, können die Schulen selbst festlegen.
Die Handwerkskammer begrüßt diese Maßnahme und sieht diesen verpflichtenden Tag als Chance. So könnten Menschen das Handwerk kennenlernen und vielleicht auch für sich entdecken, die sonst keinen Bezugspunkt zu diesem Bereich gehabt hätten.
Kostenfreier Meister
Von dem Vorschlag Söders die Fortbildung zum Meister, ähnlich wie ein Studium, kostenlos anzubieten, hält die HWK so in der Form nichts. Wichtig sei es, dass die Förderung, die es bereits gibt, weiterhin personenbezogen bleibt.
Eine Weiterbildung zum Handwerksmeister, der dann auch selbst ausbilden darf, kostet rund 10.000 bis 15.000 Euro. Die werden aktuell mit 40 Prozent vom Staat gefördert, weitere 60 Prozent gewährt der Staat als Darlehen.
Bei Bestehen der Prüfung schrumpft der Betrag, der zurückbezahlt werden muss, noch einmal. Und wer die Meisterprüfung gut besteht, bekommt noch einmal eine Bonuszahlung über 2.000 Euro.
Diese personen- und leistungsbezogene Form der Förderung sei gut, um einen gewissen Leistungsstandard zu gewährleisten. Allerdings könne der Staat ruhig noch „eine Schippe drauflegen“. Wünschenswert wäre, wenn die Meister bei gutem Abschluss ihrer Prüfung das Geld zurückbekommen, dass sie zu Beginn investiert haben.